aus:
Phil Alexander
Sounding Jewish in Berlin
Klezmer Music and the Contemporary City
Oxford University Press New York 2021
Übersetzt aus dem Englischen
… Ein etwas anderes Beispiel ist der Klarinettist Harry Timmermann (geb. 1952),
der seit Anfang der 1990er Jahre Klezmer spielt, auch auf regelmäßigen Privatveranstaltungen.
Timmermann ist Deutscher, aber seine flexible Band Harry's Freilach zeichnet sich durch ihre internationale Zusammensetzung aus:
Akkordeonspieler aus der ehemaligen Sowjetunion, Gitarristen aus Griechenland und Frankreich, ein in Zagreb geborener und in Kanada aufgewachsener Bassist
und ein syrischer Oud- und Percussion-Spieler.
Timmermanns viele öffentliche Konzerte in ganz Deutschland finden oft in kleinen Kirchen in Städten und Dörfern statt,
obwohl er auch häufig beim Berliner Hackeschen Hoftheater und bei den darauffolgenden CEDIO Point Klezmerfesten auftrat.
Im Konzert nimmt Timmermann regelmäßig Bezug auf Feidman und würdigt dabei ausdrücklich Feidmans Einfluss auf seinen eigenen Spielstil und die Wahl des Repertoires.
Timmermann ist eine sympathische Performance-Figur, sein häufiges Lächeln und gelegentliche Überfälle vertreiben jegliches Gefühl,
sich selbst allzu ernst zu nehmen.
Aber während seine Band-Zusammensetzung die Internationalität der Stadt widerspiegelt und seine ansprechende Performance-Persönlichkeit
einen bequemen Einstieg in die Musik ermöglicht, ist Timmermann eher ein Nachfolger als ein Erneuerer.
Als deutscher Botschafter für eine unmittelbar zugängliche Version der jiddischen Kultur erfüllt Timmermann eine klare, aber begrenzte Rolle.